Das Spiel im Spiel

Das Spiel im Spiel

Im 18. Jahrhundert waren am Pariser Hof Balletteinlagen in Schauspielen beliebt, unter anderem deswegen, um die Handlung aufzulockern, Pausen einzulegen oder einfach, um den Herren Freude an den elfenhaften Tänzerinnen zu bieten. Molière baut eine Tanzvorführung in seinem „eingebildeten Kranken“ ein, um den notorisch Bettlägerigen auf andere Gedanken zu bringen. Dem Publikum dient sie zum Amüsement.

Der zaudernde Hamlet in Shakespeares gleich namigen Drama lässt durch eine Schauspieltruppe pantomimisch den Tod seines Vaters vorstellen, damit er die Reaktionen der vermutlichen Mörder beobachten kann. Hier hat das Spiel eine dramaturgische Funktion.

Arthur Schnitzler verwendet das Theater in seinem Einakter „Der grüne Kakadu“ so geschickt, dass das Publikum im Spiel zu spät bemerkt, dass die auf der Bühne dargestellte Revolution schon begonnen hat. Hier geht das Spiel in die Realität über.

Bei Bertold Brecht dient das eingeflochtene Spiel der Illusionsbrechung und soll zur Reflexion des Zuschauers anregen.

Im „Sommernachtstraum“ führen Handwerker anlässlich der Hochzeit ihres Fürsten Ovids Geschichte von Pyramus und Thisbe auf, die Shakespeare selbst in „Romeo und Julia“ als Kern der Tragödie verwendete. Die groteske Spieleinlage stellt in seiner Komödie die Handwerkerschicht dar, die sich von den Elfen und der Hofwelt auf amüsante Weise unterscheidet. Sie zeigen in ihrem Stück auf, wie die Eheschließung ihres Fürsten leicht hätte schief gehen können. Damit dient ihr Theater als Spiegel und als Amüsement.

Bei der Verwendung dieser Einlagen in Nestroys Einakter „Häuptling Abendwind“ wird der Charakter der Posse unterstrichen. Auch hier geht es um eine Liebesgeschichte. In Unwissenheit, dass sich sein Sohn und die Tochter Abendwinds bereits in einander verliebt haben, will er die beiden unbekannterweise verheiraten. Beinahe wäre alles schief gegangen, denn der Häuptling hat den unbekannten Fremden für das Gastmahl anrichten lassen. So dient das vorgestellte Theater als Spiegel und dem Amüsement des Publikums.

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Unsere Produktion 2014 Häuptling Abendwind 

Bühnenbild im Häuptling Abendwind 

Kein Einakter 

William Shakespeare

Johann Nestroy