Kein Eintakter

Kein Einakter

Die meisten Theaterbesucher haben Nestroys „Häuptling Abendwind“ bereits einmal gesehen und erinnern sich daran, dass es sich dabei um einen Einakter handelt, der nach der Pause durch ein zweites kurzes Stück zu einem zweieinhalbstündigen Programm wurde. Die Regisseurin der „Bühne Lengenfeld“ entschied sich aber dazu, die Handlung des Einakters mit Szenen aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ so zu verweben, dass die Aufführung mit der Pause auf zwei Stunden kommt. Außerdem erschien ihr der Satz Nestroys, dass der Besuch von einer bereits entdeckten Nachbarinsel komme, reizvolle Möglichkeiten zu bieten. Hier konnten die Errungenschaften und Unsitten der Zivilisation mit der einfachen Lebensweise in der unentdeckten Natur kontrastiert werden. Dass es sich bei beiden Völkern um Menschenfresser handelt, stört bei dieser Aufführung nicht, da sich die Mafiagesellschaft der entwickelten Insel wenig von den zurückgebliebenen Kannibalen unterscheidet. Es ist das Wesen der Satire, das manches ein wenig überzeichnet wird.

Nestroy wollte sein Publikum amüsieren und gleichzeitig Kritik an der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts üben. Es war leicht, dieses Programm in unsere Zeit umzusetzen. Absichtlich ließ Nestroy seine Südseeinsulaner wienerisch sprechen, um den Gegenwartsbezug zu unterstreichen. In Lengenfeld reden die Spieler aus demselben Grund niederösterreichisch, mit italienischem Akzent oder englischem.

Natürlich werden wieder musikalische Einlagen eingestreut, um einerseits die Aussage zu verdeutlichen, andererseits um eine Stimmung zu erzeugen, die das Publikum einen Abend lang von seinen eigenen Problemen ablenkt.

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Unsere Produktion 2014 Häuptling Abendwind 

Bühnenbild im Häuptling Abendwind 

Johann Nestroy

Das Spiel im Spiel

William Shakespeare