Die Entwicklung der Bühne
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- Erstellt am Sonntag, 19. Februar 2012 18:58
- Geschrieben von Gesine Kröhnke
Die Entwicklung der Bühne
In der Antike dürfte das Theater aus dem Gottesdienst entstanden sein. Der Altar stand in der Mitte und die Priester schlachteten die Opfertiere, darum herum tanzte und sang der Chor zum Beispiel zu Ehren des Gottes Dionysos.
Später saß das Volk im Halbrund auf steinernen Stufen, während dem Publikum gegenüber eine Bühne aufgerichtet war, die mit der Zeit ein festes Gebäude im Hintergrund besaß, wo sich die Schauspieler aufhalten und umziehen konnten. Die griechischen Stücke waren bereits sehr hoch entwickelt. „König Ödipus“ von Sophokles gehört beispielsweise noch heute zum Spielplan unserer Staatstheater.
Die Römer übernahmen das runde Theater der Griechen und bauten noch aufwendigere Gebäude darum herum, so dass es eine Geschlossenheit besaß, die man heute noch im Colosseum sehen kann. Das Stöhnen der sterbenden Menschen und Tiere waren auf allen Plätzen deutlich zu hören.
Im Mittelalter spielte man auf Burgen, Jahrmärkten und Gasthöfen. Unter dem Einfluss der Jesuiten hatten die Schauspiele vorwiegend religiösen Charakter, zunächst noch in Latein verfasst zeigten so genannte Stationen das Leiden Christi bis zur Kreuzigung.
Im Barock verweltlichten die Themen, eine Blüte der deutschsprachigen Literatur begann und zeigte klassische Helden und Heldinnen in opernhaften Szenen. Da die Autoren zumeist Lehrer waren, wurden die Stücke vor allem in Schulen aufgeführt. Opern blühten auf. Die Kunst der Perspektive beeinflusste die Bauten wie in den Kirchen. Es erfolgte eine Trennung von fest installiertem Hoftheater und dem Volkstheater, das entsprechend einfacher aufgebaut war. Wanderbühnen zogen von Ort zu Ort und mussten schnell auf- und abgebaut werden können.
Aber schon in Spanien und Italien entstanden aufwendige Kulissenbühnen. Aus der Renaissance sind uns die Schwänke von Hans Sachs überliefert, die auf Jahrmärkten aufgeführt wurden und dem modernen Straßentheater ähnlich sind. Die Inhalte und die Sprache waren volksnah und derb.
In Italien war die Commedia dell’arte mit standardisierten Masken am beliebtesten. Ihr Stegreifspiel eroberte das Theater in ganz Europa. Puppen- und Marionettenbühnen vereinfachten die Stoffe und verbreiteten die Stücke bis England. Die symmetrisch angeordneten Bühnenbilder der Barockzeit wurden von der Illusionsbühne abgelöst.
Die Kulissen und Soffitten konnten gedreht werden, so dass eine rasche Veränderung des Bühnenbilds leicht möglich war. Das Rokoko liebte die Natur, weshalb Gartentheater mit festen Bühnenbauten entstanden. Lessings Abkehr von den griechischen Regeln und Normen, die von den Franzosen streng beobachtet wurden, bereitete den Sturm und Drang und die Klassik vor. Personenfiguration und Sprache war höfisch geprägt. Bis in unsere Zeit beherrschte die Guckkastenbühne mit Proszeniumsbogen das Theater. Berthold Brecht veränderte sie bewusst zu einer „armen“ Bühne, die fast primitiv anmutet. Ihm ging es darum plakativ zu wirken, was sich in Wort, Musik und Bild äußert, aber auch im Raum.
Die Bühne rückte vom naturalistischen Illusionstheater ab, verwendet wurden meist nur einfache Prospekte, Scheinwerfer und Leitern wurden offen gezeigt, nur wenige Requisiten deuteten den Schauplatz an. Das Geschehen wurde politisch genützt und zielte auf eine bewusste Veränderung des Publikums und der Gesellschaft.
Seine Ideen erfuhren weltweite Verbreitung und wurden vom absurden Theater in Frankreich und England und auf deutschsprachigen Bühnen weiter entwickelt.