Volkslieder und Märchen

Volkslieder und Märchen

Als Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts ganz Europa mit Krieg überzog und die Länder bis Afrika besetzte, litten viele das Vaterland liebende Menschen unter der Französisierung. Die Sprache wurde mit französischen Wörtern gespickt wie heute mit englischen. Französische Mode und französisches Theater regierte die Kunstszene in Deutschland und Österreich.

Da beschlossen einige Künstler und Sprachwissenschaftler das Deutsche zu pflegen. Die Gebrüder Grimm schrieben eine deutsche Grammatik und sammelten die Volksmärchen in Hessen, und die beiden berühmtesten Vertreter der Heidelberger Romantik, Achim von Arnim (1781-1821) und Clemens Brentano (1778-1842), gaben drei Bände deutscher Volkslieder heraus. Später wurde die Sammlung, die unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ erschienen war, von den Grimms fortgesetzt. Die Liedersammlung erwuchs aus altdeutscher Literatur und Volksliedern, von denen einige erstmalig von Georg Forster (1514-1568) veröffentlicht worden waren. Die Rezension von Arnims und Brentanos Gegner Heinrich Voß (1751-1826) belustigte Zeitgenossen und Nachwelt. Er bezeichnete die Sammlung als „ein Mischmasch von allerlei buzigen, truzigen, schmutzigen und nichtsnutzigen Gassenhauern, samt einigen abgestandenen Kirchenhauern“. Man muss dabei bedenken, dass die Literaten damals auf eine Reinheit der Sprache und Inhalte bestanden. Selbst die Shakespeare-Übersetzer Schlegel und Tieck hatten die Sprache des englischen Klassikers bereinigt, indem sie alles Anrüchige strichen. Vielleicht war Voß auch ein wenig neidisch, aber der Neid ist bekanntlich das höchste Lob, das man Kollegen zollen kann.
1908 gab Hans Breuer eine weitere Sammlung von alten Liedern unter dem Titel „Der Zupfgeigenhansl“ heraus, den die berühmten Verleger Schott’s Söhne in Mainz mit attraktiven Scherenschnitten verzierten. Diese Lieder hatte Breuer auf verschienen Fahrten gesammelt und dem „Wandervogel“ gewidmet. Im ersten Weltkrieg war das Büchlein ein beliebtes Requisit in den Tornistern der Soldaten. Breuer meinte, dass die Erben der Volkspoesie nicht mehr wüssten, was sie besitzen, obwohl volkstümliche Lieder noch beliebt seien. Heute wird zwar die Gitarre, die früher scherzhaft als „Zupfgeige“ bezeichnet wurde, noch gerne gespielt, begleitet aber eine andere Art von Musik. Daher hielt es die Regisseurin an der Zeit, die Volkslieder wieder aufleben zu lassen, da sie der Jugend nicht mehr bekannt sind. (Kröhnke)