Johann Nestroy
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- Erstellt am Mittwoch, 08. Februar 2012 22:14
- Geschrieben von Gesine Kröhnke
Johann Nestroy
(1801 -1862)
Leben
Nestroy wurde in Wien als Sohn eines tschechischen Advokaten geboren. Zunächst studierte er Jura, dann wurde er Opernsänger und 1823 Schauspieler. Von 1854 bis 1860 war er Direktor des Leopoldstädter Theaters. 1862 ist er in Graz gestorben.
Der Schauspieler und Stückeschreiber
Wie sein Kollege Ferdinand Raimund spielte Nestroy die Hauptrollen selber und verwendete Musik als wesentlichen Bestandteil seiner Possen. Die damals modernen Zaubermotive benützte er aber hauptsächlich als Mittel der Situationskomik. Ihm ging es vor allem um Gesellschaftskritik. Seine prägnanten Aphorismen und in Komik gekleideten bitteren Lebensweisheiten brachten ihm vor allem beim Adel in Schwierigkeiten. Um dem Gefängnis zu entgehen, musste er sich häufig auf geschickt pointierte Couplets verlegen.
Bühnenbild
Zur damaligen Zeit war das Bühnenbild aufwendig. Technische Geräte, Drehbühne und Maschinen ermöglichten einen raschen Wechsel des Schauplatzes. Daher sind seine Stücke für eine kleine Bühne eine Herausforderung, wenn man mit liebevoll ausgewählten Details im Stile der biedermeierlichen Malerei arbeiten möchte.
Sozialkritik
Am prägnantesten wurden die sozialen Missstände in der 1835 aufgeführten Lokalposse „Zu ebener Erde und im ersten Stock“ dargestellt. Dafür ist eine hohe Bühne erforderlich, weil die im Titel erwähnten Schauplätze übereinander aufgebaut werden müssen, um den Symbolcharakter des sozialen Milieus zu verdeutlichen.
In der 1841 aufgeführten Posse „Das Mädl aus der Vorstadt“ ist die Gesellschaftskritik etwas versteckter angebracht, sie kommt vorwiegend in der Anlage der Personen zum Ausdruck, am ausgeprägtesten in der Gestalt des Herrn von Kauz. Rücksichtslos täuscht er ein Verbrechen vor und ruiniert damit das Leben eines unschuldigen Angestellten, dem es zur Last gelegt wird. Schamlos lebt er vom Vermögen seiner Nichte, obwohl er genügend eigenes Geld hat und statt zu heiraten, amüsiert er sich bei den armen Mädchen aus der Vorstadt.
Schnoferl (II.8): „Er glaubt an einem solchen Mädl sein Ideal gefunden zu haben. Nun will ich ihm diese Mädlgattung näher zu kennen geben, damit er dann einsieht, wie Ihre Nichte, die er sitzen lassen will, hoch erhaben ist im Vergleich mit diesem Genre.“
Zeit des Biedermeier
Der Begriff Biedermeier bezeichnet nicht nur einen Möbelstil, sondern wird auf das Bürgertum angewendet, das von der Mitarbeit im Staat ausgeschlossen war und sich in den privaten Alltag der Familie zurückgezogen hatte. Während die Vertreter des Vormärz wie Heinrich Heine und Georg Büchner in Deutschland politisch verfolgt wurden und nach Frankreich auswandern mussten, um sich einer Inhaftierung zu entziehen, erlebte das Volksstück mit Nestroy und Raimund in Wien eine neue Blüte. Da das Burgtheater dem hohen Schauspiel vorbehalten war, wurde es in der Vorstadt aufgeführt. Darum richtete sich Nestroy auch an das bürgerliche Publikum und versteckte seine Kritik an den adeligen Machthabern in Form des komödienartigen Theaterstücks. Auch hinter den lieblichen Bildern des Malers Waldmüllers versteckt sich Sozialkritik, wenn man genauer hinsieht. Wenige Jahre später wird die Kritik an den politischen Zuständen offener. Drei Monate nach dem Märzaufstand der Studenten und Bürgerwehr von 1848 in Wien wurde Fürst Metternich zur Flucht nach London gezwungen. Dadurch konnte Nestroys kritische Posse „Freiheit in Krähwinkel“ zum ersten Mal ohne Zensur auf die Bühne kommen. Folglich ist seine Kritik an der Politik in diesem Stück weit offener und wird heute noch gefürchtet, wenn man versucht, sie unserer Gegenwart anzupassen.
Interessante Links
Unsere Produktion 2014 "Häuptling Abendwind"
Unsere Produktion 2010 "Der Talisman"
Unsere Produktion 2008 "Lumpazivagabundus"
Unsere Produktion 2005 "Einen Jux will er sich machen"
Unsere Produktion 2003 "Das Mädl aus der Vorstadt"